Ruben Mesado Estrada von mes music // ekcentrik hat am 20.12.2013 das Konzert von GUZ im Mannheimer Blau aufgenommen.

Am 8. November 2013 veröffentlicht Guz sein achtes Soloalbum, „Der beste Freund des Menschen“. Eine leise Platte legt der Aeronauten-Sänger auf, ein poetisches Album. Zwölf Songs, die nach grossen Ideen in nächtlichen Gassen klingen. Daneben sonnendurchflutete und staubige Zimmer vorm inneren Auge, riechen wir muffige Betten und sehen zerzauste Frisuren morgens am Küchentisch. Musikalisch dominieren akustische Gitarren, Samples und Klavier. Das Spektrum reicht von Elektro-Rock ‘n‘ Roll, warmer Stubenmusik, sinfonischen Klangbergen bis zu Dixieland, den Guz selbst als „albern“ beschreibt und genauso einsetzt.

Guz beobachtet präzise, mal humorvoll, mal sarkastisch, hier und da irritiert bis staunend. Und er erzählt Geschichten wie niemand sonst. „The Summer of 69“ kennt jeder, aber war der „Sommer 1984“ nicht wesentlich eigenartiger? Man musste Zeitungen austragen, sich vom Schwarm der Parallelklasse verschmähen lassen und auf Punkkonzerte gehen – zumindest manche von uns. „Ich wollte nur eine Freundin / doch sie hielt mich für total gestört“. Schön blöd, das Girl, war Guz doch schon damals eine gute Partie, denn „unsere erste Million / machten wir mit Schwarzfahren“. Dem Vor-schlag „Lass uns Drogen nehmen und rumfahren“ sollte man in derart guter Gesellschaft immer folgen. So der Künstler in besagtem Song: „Wir haben kein Problem / von dem wir erzählen wollen / wir haben eigentlich gar keins“.

Wer weiss. Guz leuchtet nicht nur die Oberfläche kurz aus, sondern wühlt in den Niederungen unseres womöglich be-deutungslosen Daseins. Wie in „Hassloch“, das er beschreibt als Schwarzweissfilm über eine Reise zu einem Ort, an dem man finstere Gestalten vermutet und feststellt, dass die einzige finstere Gestalt man selbst ist. „Mein Freund sagt / du bist wie du bist / weil du dir die Party / durchs Fenster ansiehst“. Genau das zeichnet Guz‘ exakte Beobachtungen aus, dieses letzte Stück Distanz; nur dabei statt mittendrin. Und trotzdem, „Liebe beisst“ auch auf diesem Album, wo die Distanz aufhört und die Nähe vielleicht zu nah kommen könnte. „Du lachst und weisst / dass du mir gefällst / wenn du Schach spielst / mit dir selbst / und du bescheisst / …/ Liebe beisst an seltsamen Stellen“.

Fand Guz früher das Schlechte am Guten, so findet er heute das Gute am Schlechten. Vertont in scharf gezeichneten, glücklich vereinten Gegensätzen. Die meisten der zwölf Stücke entstanden während der letzten drei Jahre und wurden von Guz im eigenen Tonstudio aufgenommen und produziert. Der Musiker gealtert, verzweifelt und perspektivlos? Mitnichten! Und zwar darum: „Wir werden immer jemand finden, den wir anpumpen können.“ Gab es je eine bessere Nachricht? (Quelle: http://www.guzmusik.ch/)

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